Nachruf – Heike Gudat Keller verstorben

Mit grosser Trauer nimmt palliative.ch Abschied von Dr. med. Heike Renate Gudat Keller, einer herausragenden Palliativmedizinerin, die am 12. März 2025 nach langer, schwerer Krankheit im Alter von 61 Jahren verstorben ist.

Heike Gudat Keller war seit 2024 Ehrenmitglied von palliative.ch und wurde bereits 2020 mit dem Schweizer Palliative Care Preis der Bildungseinrichtung «Palliative Care und Organisationsethik» ausgezeichnet. Diese Ehrungen würdigen ihre herausragende Rolle als Pionierin und Wegbereiterin der Palliative Care sowohl auf regionaler als auch auf nationaler Ebene.

Das Wirken von Heike Gudat Keller verbindet sich vor allem mit der Tätigkeit als langjährige Ärztliche Leiterin und später Chefärztin des Hospiz im Park (heute Palliativklinik im Park) in Arlesheim. Nach der Gründung prägte sie die Klinik massgeblich – nicht nur regional, sondern auch national. Sie formte die Arbeitsweise der Teams, den Geist der Klinik und die vorbildliche Haltung der Mitarbeitenden. Mit Überzeugung hat sie die für die Palliative Care so wichtige multidimensionale Behandlung und Begleitung der im Hospiz betreuten Menschen vorgelebt und an eine ganze Generation von Mitarbeitenden weitergegeben. In den zwei Jahrzehnten ihres Wirkens wurde im Hospiz im Park dauerhaft eine interprofessionell ausgestaltete qualitativ hochstehende Spezialisierte Palliative Care angeboten und zugleich den dort betreuten Menschen und ihren Angehörigen eine Geborgenheit ganz im Sinne des ursprünglichen Hospizgedankens vermittelt. Heike Gudat Keller engagierte sich jedoch auch in anderen Bereichen. Früh erkannte sie die Notwendigkeit eines umfassenden Einsatzes für die Aus- und Weiterbildung von zukünftigen Ärztinnen und Ärzten wie auch Pflegenden auf dem Gebiet der Palliative Care. Es war massgeblich Heike Gudat Kellers Verdienst, dass an der Medizinischen Fakultät der Universität Basel ein Palliative Care-Curriculum entwickelt werden konnte, das den Vorgaben der EAPC (Europäische Gesellschaft für Palliative Care) entsprach.

Ein besonderes Anliegen war es Heike Gudat Keller, die hierfür schon im Jahr 2012 einen Lehrauftrag erhalten hat, den Studierenden Kontakte mit ernst erkrankten Menschen und ihren Angehörigen zu ermöglichen. Gemeinsam mit Prof. Dr. med. Jan Gärtner hat sie 2019 an der Universität Basel einen CAS-Lehrgang in Spezialisierter Palliative Care entwickelt und 2020 erstmals durchgeführt. Integriert in diesen Lehrgang ist ein ärztlicher Basiskurs. Das Angebot stösst seit Anbeginn auf grosses Interesse; die Lehrgänge sind jeweils ausgebucht.

Neben Projekten zur Versorgungsforschung realisierte Heike Gudat Keller zusammen mit Christoph Rehmann-Sutter, Kathrin Ohnsorge und Nina Streeck eine vielbeachtete langjährige Interviewstudie zu Sterbewünschen in schwerer Krankheit. Diese Studie wurde 2016 mit dem Forschungspreis der HEMMI-Stiftung ausgezeichnet. Heike Gudat Keller war ausserdem Mitautorin verschiedener Fachbücher im Bereich der Palliative Care und Mitglied des AcademiaNet (Portal für exzellente Wissenschaftlerinnen der Robert-Bosch-Stiftung).

Als Mitglied der Arbeitsgruppe Behandlungsempfehlungen in der Palliative Care von palliative.ch hat sie in dieser Funktion unzählige sogenannte BIGORIO-Prozesse begleitet und geprägt und war massgeblich an der Erarbeitung der BIGORIO-Empfehlungen beteiligt.

Heike Gudat Keller hat sich auch politisch enorm für das Gebiet der Palliative Care eingesetzt. Viele Jahre präsidierte sie die Arbeitsgruppe Tarife von palliative.ch, die sich für eine gerechte und angemessene Finanzierung von Palliative Care engagiert. Zweifelsohne ist es ihr Verdienst, dass heute Leistungen der Spezialisierten Palliative Care weitestgehend entsprechend dem hierfür erbrachten Aufwand von den Kostenträgern finanziert werden. Ohne ihren hartnäckigen Einsatz für eine adäquate Finanzierung wäre insbesondere die Spezialisierte Palliative Care in der Schweiz nicht auf dem heutigen Stand.

«Liebe Heike,

Du hast spät nachts Dutzende E-Mails geschrieben und in Windeseile hochdifferenzierte Dokumente oder Statements erarbeitet. Wir saßen stundenlang in Sitzungen, zum Beispiel mit SwissDRG, und brauchten hinterher dringend ein Bier zum Debriefing – weil viele von uns dieses Feilschen um finanziellen Spielraum bei existenziellen Themen als geradezu unmoralisch empfanden.

Du konntest so herzlich lachen und hast uns mit deiner positiven Energie mitgezogen – immer in der Überzeugung, dass Probleme da sind, um sie zu lösen. Gleichzeitig warst du in der Argumentation unglaublich präzise, herausfordernd und umsetzungsfreudig, sodass wir immer wieder in Habachtstellung waren: Waren wir genauso gut vorbereitet wie du?

Du warst eine Kämpferin für die Palliative Care – mit viel Verstand und Herz.

Du hast für die Palliative Care auf fachlicher, wissenschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Ebene Ausserordentliches bewirkt. Dafür danken wir dir. Vor allem wirst Du uns aber als Mensch, als Heike, fehlen.»

Im Namen der Schweizerischen Gesellschaft für Palliative Medizin, Pflege und Begleitung und stellvertretend für die gesamte Palliative Care-Gemeinschaft 

PD Dr. med. Klaus Bally
Prof. Dr. med. Steffen Eychmüller
Dr. med. Roland Kunz
Dr. med. Hans Neuenschwander
Manuela Weichelt, Präsidentin palliatve.ch

Die Abdankung erfolgt auf Wunsch von Heike Gudat Keller im engsten Familien- und Freundeskreis.


Kontakt palliative.ch, Manuela Weichelt, Präsidentin, Kochergasse 6, 3011 Bern.info(at)palliative.ch
 

Publiziert am in: News

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