Präsidentin Marina Carobbio über Chancengleichheit am Lebensende
Nicht alle Palliative Care-Angebote sind flächendeckend gewährleistet. Dass alle unheilbar kranken und sterbenden Menschen dieselben Chancen haben, entspricht also heute noch nicht der Realität. Ein Einblick in die Problematik der Chancengleichheit sowie die Ziele der lancierten Motion «Für eine angemessene Finanzierung der Palliative Care».
Ein Gastbeitrag von unserer Präsidentin Marina Carobbio, Tessiner SP-Ständerätin, im Magazin ARTISET, Ausgabe 01/02 I 2023 in der Rubrik «Politische Feder».
Die Prognose der demografischen Entwicklung in der Schweiz geht davon aus, dass die Zahl der Todesfälle bis 2045 um 50 Prozent zunehmen wird. Parallel dazu wird die Zahl der hochaltrigen, fragilen, mehrfach erkrankten Menschen deutlich ansteigen. Für diese Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen stehen ihre Bedürfnisse und Wünsche im Vordergrund – die Bewahrung der Würde und selbstbestimmte Entscheidungen bis zum letzten Atemzug.
In diesem Kontext übernimmt die Palliative Care eine bedeutende Rolle. Unheilbar kranke und sterbende Menschen sollen die bestmögliche Behandlung und Begleitung in dem für sie geeigneten Setting erhalten.
Dass diese Chancengleichheit heute noch nicht der Realität entspricht, bestätigt der Bundesrat in seinem Bericht «Bessere Betreuung und Behandlung von Menschen am Lebensende», in welchem er aufzeigt, dass nicht alle Palliative Care-Angebote flächendeckend gewährleistet sind und nicht alle Patientengruppen von geeigneter Versorgung profitieren. Das liegt nicht nur, aber doch massgeblich an der Finanzierung dieser Angebote. Besonders bei den mobilen ambulanten Angeboten, bei der stationären Hospizversorgung und im Langzeitbereich sind die betroffenen Patientinnen und Patienten oft die Leidtragenden. Gleichzeitig fehlen Palliative Care-Angebote für spezifische Patientengruppen, wie etwa Kinder und Jugendliche mit einer lebenslimitierenden schweren Erkrankung oder Menschen mit Behinderungen.
Mit der Annahme der von mir lancierten Motion «Für eine angemessene Finanzierung der Palliative Care» durch beide Räte setzt die Schweizer Politik ein starkes Signal. Nun ist eine schnelle Umsetzung gefragt. Um auf die Probleme und die möglichen Lösungen hinzuweisen, haben sich die Leistungserbringer im Langzeit und im Akutbereich, so die Fachgesellschaft palliative.ch, die Senioren-Patienten-Organisation sowie die Gesundheitsligen in der Allianz «Für eine angemessen Finanzierung der Palliative Care» zusammengeschlossen. Als Allianz verfolgen wir als gemeinsames Ziel die volle Integration der Palliative Care in allen Versorgungsbereichen und eine vernetzte, qualitativ hochstehende Behandlung und Begleitung von Menschen an ihrem Lebensende.
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