Futility
Futility bedeutet im medizinischen Kontext, dass eine Behandlung wirkungslos und /oder aussichtslos ist.
Die Übertherapierung ist kein einfaches Thema.
Wirkungslose Behandlungen sollten nicht angeboten oder durchgeführt werden. Während Patienten das Recht haben, Behandlungen abzulehnen, haben sie nicht das Recht, wirkungslose Behandlungen zu verlangen. Doch viele Gründe führen in der Praxis dazu, dass sich Fachpersonen oftmals genötigt fühlen, Behandlungen anzubieten, die aus ihrer Sicht nicht im Sinn des Patientenwohls ist.
Dazu gehören unter anderem die Erwartungshaltung respektive der Druck von Patienten und Angehörigen, die Angst vor heiklen Gesprächen oder das «Weitermachen», weil bereits angebotene Bemühungen nicht umsonst gewesen sein sollen[6]. Wie die SAWM zu Recht festhält, ist es des Weiteren «umstritten, wie weit Einschätzungen der Futility evidenz- und erfahrungsbasiert und inwiefern sie von Werturteilen geprägt sind».[7]
Trotz dem heute aktuellen Modell der gemeinsamen Entscheidungsfindung (Shared Decision-Making), sind die Pflegefachpersonen oft nicht direkt in die Entscheidungen in Bezug auf die Therapiewahl bei unheilbaren Erkrankungen einbezogen.
Selten ist eine Pflegefachfrau oder ein Palliativdienst vor Ort, wenn beispielweise ein Onkologe die Therapieoptionen mit der betroffenen Person und ihren Nächsten bespricht. Sie ist jedoch sehr wohl präsent in der Betreuung und Pflege von Menschen, die auch noch in Todesnähe eine neue, ev. belastende Therapie erhalten, grosse Hoffnungen daraufsetzen und dabei wertvolle Lebenszeit in Kliniken verbringen.
Die Pflege erlebt in den Gesprächen mit den Betroffenen oder ihren Angehörigen nicht selten gar ein Bedauern, durch diesen Kampf um eine Lebensverlängerung die Chance zu verpassen, sich auf das nahende Lebensende und das Abschiedsnehmen einzulassen.
- Welche Rolle hat also die Pflege in diesen Situationen oder schon vorausgehend, in der Begleitung von unheilbar erkrankten Menschen?
- Wie kann und soll sie Einfluss nehmen, ohne ihre Loyalität mit dem spezialisierten Ärzteteam zu verletzen oder die Betroffenen verunsichern?
- Wie kann das Thema in der Gesellschaft sensibel diskutiert werden?
Eine Arbeitsgruppe der FGP wird sich diesem Thema nähern und sich mit der Perspektive und Empfehlungen für die Pflege auseinanderzusetzen.
Wer von diesem Thema betroffen ist oder daran Interesse hat, ist herzlich eingeladen, Impulse zu geben oder mitzuarbeiten. Kontaktperson: Graziella Howald, grazhowald(at)gmx.ch.
[6] Swiss Academies Communications, Vol. 16, Nº 6, 2021. Wirkungslosigkeit und Aussichtslosigkeit – zum Umgang mit dem Konzept der Futility in der Medizin. S. 31-32
[7] Swiss Academies Communications, Vol. 16, Nº 6, 2021. Wirkungslosigkeit und Aussichtslosigkeit – zum Umgang mit dem Konzept der Futility in der Medizin. S. 31